Pressebericht 2021 BBV
Im folgenden einige Presseberichte zu Aktivitäten der Landwirte aus dem Rheder Süden...
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Winterversammlung im Hotel Elbers
24 weihnachtlich beleuchtete Trecker fahren durch Rhede
Die Rheder Landwirte starteten ihre erste Beleuchtungsfahrt durch die Wohnviertel rechts und links der Münsterstraße. Zwei weitere Fahrten werden an den kommenden Sonntagen folgen. Am 12. Dezember geht es ab 18 Uhr in die Viertel rund um die Hardtstraße und am 19. Dezember durch Krechting.
Lichterfahrt der Rheder Landwirte 2021
Die Rheder Landwirte haben am Wochenende in Rhede unter dem Motto "Ein Funken Hoffnung" vielen Zuschauern Freude bereitet.
Bei den Dekorationen hatten die Landwirte ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Der erste Trecker, der hinter dem Sicherungsfahrzeug fuhr, hatte einen festlichen geschmückten Weihnachtsbaum vor der Motorhaube. Ein weiterer zog einen Anhänger mit einem Weihnachtsmann auf einem Motorrad hinter sich her. Selbstverständlich durfte der Weihnachtsstern nicht fehlen, der hoch über dem Führerhaus eines Treckers strahlte. Darüber hinaus waren die Felgen und Motorhauben mit LED-Girlanden geschmückt und auf die Rundumleuchten waren Nikolausmützen gestülpt. Auf Plakaten wünschten die Landwirte einen schönen Advent und unterstrichen auf einem Schild das Anliegen, für das die Landwirtschaft steht: „Wir sind für Euch da.“
Nach dem Start am Terwegenkamp wurde die Kolonne schon von den Bewohnern der Straße Hohes Rott erwartet. Sie waren durch die Startvorbereitungen der Landwirte aufmerksam geworden. Denn die Motorengeräusche und die Weihnachtsmusik, die aus den Lautsprechern klang, waren nicht zu überhören. Wenn Theresa Teklote, die den ersten Trecker steuerte, auf die Hupe drückte, konnte sie sicher sein, dass alle Bewohner auf die Kolonne aufmerksam werden.
Das war auch Sinn und Zweck, denn mit den Beleuchtungsfahrten verfolgen die Landwirte auch eine gute Absicht: Sie sammeln für die Flutopfer in Bad Neuenahr im Ahrtal. Die Trecker wurden von Sammlern begleitet, die mit Spendendosen ausgestattet waren und um eine Spende baten. Bewohner, die gerade kein Geld zur Hand hatten, konnten auch über einen QR-Code spenden. Um ihre Beweglichkeit an der Kolonne zu gewährleisten, fuhren die Spendensammler auf Rollern, die ebenfalls mit Leuchtgirlanden geschmückt waren.
Mit bunten Lichtergirlanden sind die Umrisse der Traktoren hervorgehoben.
Treckerfahrer und Bewohner winkten sich gegenseitig zu. Vor allem die Kinder hatten großen Spaß an diesem Ereignis. Teilweise hatten sie ihre Laternen mitgebracht und Plakate gemalt, auf denen „Danke“ stand.
Die Erwachsenen drückten ihre Anerkennung mit hochgestrecktem Daumen und Zurufen aus. Selbst der einsetzende Regen hielt die Menschen nicht davon ab, auf die Trecker zu warten. Besonderen Spaß hatten sowohl die Kinder als auch die Bewohner des Azurit-Heims, die an den Fenstern standen und der Kolonne zuwinkten.
BBV Bericht vom 6. Dezember 2021 von Herbert Sekulla
Winterversammlung im Landgasthaus Enck
Bei den Vorstandswahlen wurde Wilhelm Teklote (5. von rechts) als Vorsitzender bestätigt.
Er wurde am Mittwochabend bei der Winterversammlung im Landgasthaus Enck einstimmig wiedergewählt.
„Ich schaffe die Arbeit nicht allein, sondern mir steht der gesamte Vorstand zur Seite, denn nur gemeinsam kommen wir weiter“, sagte Teklote. Die Pandemie habe ihre Arbeit behindert. „Wir sind aber nicht untätig gewesen und haben gute Gespräche mit der Stadt und den Fraktionsvorsitzenden geführt“, sagte Teklote und betonte, dass die Gespräche sehr konstruktiv gewesen sein. Eine Situation wie in Hamminkeln, wo die Gründungsversammlung eines Wirtschaftswegeverbandes kurzfristig geplatzt ist (das BBV berichtete), wollen die Rheder Landwirt vermeiden. „Tragt uns vor, was ihr auf dem Herzen habt und nicht erst während eines laufenden Verfahrens“, mahnte Teklote.
Hubert Wewering, Beigeordneter der Stadt Rhede, berichtete, dass es bei dem Thema durch die Pandemie Verzögerungen gegeben hätte. Wichtig sei auch die Finanzierung der Wirtschaftswege. „Wir hoffen auf Fördergelder. Rund um das Thema Finanzierung sind noch viele Dinge zu klären“, betonte Wewering. Für den Ausbau bestimmter Wirtschaftswege stehen allerdings für das Jahr 2022 600.000 Euro zur Verfügung.
Landwirte stehen immer im Fokus der Öffentlichkeit. Deshalb brach Heinz-Josef Elpers, stellvertretender Kreisvorsitzender, eine Lanze für seine Kollegen. „Man hat den Eindruck, dass Landwirte für das Klima und den Umweltschutz sorgen müssen. Allerdings sorgen wir für das Essen“, sagte Elpers. Er monierte, wie die Politik, speziell Minister Karl-Josef Laumann, mit dem Schlachtbetrieb Tönnies umgegangen sei. Landwirt Elpers wies auf den Preisverfall und die Rückgänge der produzierenden Betriebe hin. Bei Rindern seien es 25 Prozent der Betriebe, die aufgegeben hätten, bei den Schweinen 47 Prozent und bei Legehennen 15 Prozent. Die Angaben bezogen sich auf die gesamte Bundesrepublik.
Zum Glück wurde in diesem Jahr eine gute Ernte eingefahren (das BBV berichtete). Gleichwohl seien die Auflagen, die an die Landwirte gestellt werden hoch, sagte Elpers. Das bedeute, dass die Margen runtergingen und das schlage auf das Gemüt. „Das habe auch Minister Jens Spahn in den Monaten vor der Wahl zu spüren bekommen“, so Elpers.
Neben Wilhelm Teklote wurde der gesamte Vorstand neu gewählt. Die Wahlen fielen alle einstimmig aus. Stellvertretender Vorsitzender ist Georg Honsel, Schriftführer ist Matthias Garvert, Kassenwart ist Johannes Eßing. Außerdem gehören dem Vorstand Bernd Berger, Andre Kortenhorn, Norbert Hülsken, Brigitte Nienhaus an.
Zur Wahl standen auch die Ortslandwirte. Für Krommert wurde Josef Klein-Hessling und als Stellvertreter Tobias Holtschlag gewählt. Für Altrhede, Büngern, Krechting und Hohenhorst wurde Norbert Hülsken und als Stellvertreter Hubert Beckmann gewählt.
BBV Bericht vom 21. Oktober 2021 von Herbert Sekulla
Viele sehen durch die niedrigen Preise ihre Existenz gefährdet.
Rhede - Die Schweinehalter und Gemüsebauern unter den Rheder Landwirten haben derzeit ein sehr großes Problem: die hohe Inflation und Corona drücken auf die Preise, viele sehen ihre Existenz gefährdet. „Wir haben keine große Macht, um Einfluss auf die Preise zu nehmen“, sagt Josef Klein-Hessling aus Krommert.
Ein bis zwei Tage könnten die Landwirte pokern und sehen, ob sie für ihre Tiere einen besseren Preis bekommen. Doch schnell sei der Punkt erreicht, an dem das Schwein zu viel Gewicht habe – und der Schlachthof weniger zahle. „Dann hat man mehr reingefüttert, bekommt aber weniger raus. In zehn Tagen macht das zehn Prozent weniger, sagt Ludger Wanning aus Vardingholt.
Das Problem: „Bei den Schlachthöfen laufen die Kosten auch davon“, sagt Klein-Hessling. Diesel, Strom und die Arbeitskräfte würden teurer, der von der neuen Bundesregierung geplante höhere Mindestlohn werde diese Situation noch einmal verschärfen, zeigen sich die Rheder Landwirte überzeugt. Im Einzelhandel seien derzeit keine höheren Preise durchzusetzen, weil es genügend günstiges Fleisch aus Spanien auf dem Markt gebe. Deshalb würden die Verbraucher die Probleme der Landwirte und des Marktes vorerst nicht im eigenen Portemonnaie zu spüren bekommen.
Auf der anderen Seite werde der Export durch die Coronapandemie stark zurückgefahren, außerdem sei der Transport sehr teuer geworden, es gebe kaum Fahrer oder Lastwagen. So gebe es auch auf dem deutschen Markt sehr viel Konkurrenz und die Verarbeiter könnten sich die Lieferanten aussuchen und entsprechend niedrige Preise zahlen. Diese würden wiederum an den Kunden weitergegeben.
„Kurzfristig reagieren können wir nicht“, sagt Georg Honsel aus Büngern. „Man hat einen laufenden Prozess, den man nicht zurückhalten kann. Wenn der Spinat fertig ist, ist er fertig. Es gibt in der Landwirtschaft nur wenige Produkte, die lagerbar sind.“
In der Tierhaltung fallen schon einhalbes Jahr vor dem Verkauf der Tiere Kosten an – für Getreide und Mais etwa, um die Tiere zu füttern. Bis ein Mastschwein fertig für den Schlachthof ist, vergehen elf Monate. Selbst wer jetzt die Reißleine ziehen wolle, müsse den Prozess bis zum Ende durchlaufen, bevor er die Tiere abschaffen kann.
Die Rheder Landwirte rechnen mit einem weiteren Höfesterben. „Es wird einen Generationenwechsel geben“, sagt Josef Klein-Hessling. Viele würden den Betrieb, wenn überhaupt, nur noch im Nebengewerbe aufrecht erhalten und auch früher oder später aufgeben. Vor allem, wenn die Partner der Landwirte nicht aus der Landwirtschaft kommen. Da sei die Hemmschwelle geringer und viele würden eher aufgeben, so der Landwirt..
Wer Familienbetriebe und kleinere Landwirtschaften erhalten will, sollte sein Fleisch entsprechend einkaufen, appellieren die Landwirte. Denn das Fleisch sei nicht viel teurer als anderes Fleisch, die Zukunft der Betriebe werde aber an der Ladentheke entschieden, zeigen sich die Landwirte überzeugt. Wer sichergehen will, Fleisch aus Deutschland zu erhalten, sollte an der Theke nach „5D“-Fleisch fragen, sagt Ludger Wanning. Die Ds stehen für Deutschland und beschreiben den Weg der Tiere: geboren, aufgewachsen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland. Das müsse nachgewiesen werden, so Wanning.
BBV Bericht von Claudia Feld vom 28. Dezember 2021
Rheder Landwirte sind mit der Ernte im Großen und Ganzen zufrieden
Auch wenn es an Sonne fehlte und im Juni zu viel Regen fiel
Rhede - In Rhede läuft in dieser Woche noch die Maisernte. „In den letzten drei Jahren waren wir durch die Trockenheit und die Wärme deutlich früher“, sagt Wilhelm Gabert, Ortslandwirt von Vardingholt.
In dieser Woche läuft in Rhede noch die Maisernte.
„Da waren wir schon Ende September fertig“, ergänzt Wilhelm Teklote, Ortsverbandsvorsitzender für Krommert, Büngern und Krechting. „Jetzt machen wir in dieser Woche noch den letzten Rest.“ Mit dem Ergebnis der Maisernte sind die Rheder Landwirte durchaus zufrieden. „Alle Futterbaubetriebe, insbesondere die Milchviehbetriebe, sind froh, dass wir in diesem Jahr wieder eine normale oder gute Ernte haben“, betont Gabert. „Überall dort, wo der Mais trocken gestanden hat, war er sehr gut.“ Doch die starken Niederschläge im Juni hätten dafür gesorgt, dass die Senken voll Wasser gelaufen seien und der Mais an diesen Stellen „wolkig gestanden“ habe.
„Die Ernte fällt in diesem Jahr erheblich besser aus als in den vergangenen drei Jahren“, sagt Teklote über die Ernte insgesamt. Allerdings hätten sich die Landwirte über ein bisschen mehr Sonne und etwas weniger Niederschlag gefreut. Dennoch betont Gabert: „Was die Witterung angeht, sind wir Landwirte noch immer damit fertig geworden.“ Und mit Blick auf die Flutkatastrophe im Ahrtal wollen die Rheder Landwirte ohnehin nicht klagen. „Wir sind froh, dass wir von solchen Extremen verschont geblieben sind“, so Gabert. Natürlich sei aber auch die topografische Lage hier eine andere, ergänzt Teklote.
Beim Getreide hatten die Landwirte zunächst mit einer noch besseren Ernte gerechnet. „Das sah erst nach einer sehr guten Ernte aus, aber beim Dreschen kam die Ernüchterung“, sagt Teklote. Da habe sich gezeigt, dass doch ein bisschen die Wärme gefehlt habe.
Bei den Kartoffeln und den Zuckerrüben gab es eine „ordentliche Ernte“, betont Gabert. Wegen der fehlenden Sonne sei der Zuckergehalt jedoch etwas niedriger als im Vorjahr. Da habe der Zuckergehalt bei 18 bis 19 Prozent gelegen, in diesem Jahr liege er bei 16 bis 17 Prozent.
Bei den Sonderkulturen wie Zwiebeln und Möhren hatten die Landwirte in diesem Jahr „mehr Probleme mit Pilzen“, berichtet Georg Honsel, stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender von Krommert und Büngern. Die Bio-Zwiebeln seien in diesem Jahr früher reif gewesen, deswegen habe es dort „das Problem mit den Krankheiten so nicht gegeben“, sagt Honsel.
Enttäuschend war die Ernte jedoch bei den Bio-Kartoffeln. „Wenn die Weltbevölkerung in diesem Jahr nur von Bio-Kartoffeln ernährt werden müsste, hätten wir eine Hungersnot“, sagt Teklote. „Im Ökolandbau haben wir sonst Dreiviertel des Ertrages vom Normalen, jetzt ist es nicht mal die Hälfte“, berichtet Honsel. Das Problem sei die Krautfäule – eine Pilzkrankheit – gewesen. „Es gibt da nur ein einziges Mittel – ein Kupferpräparat – mit dem man die Krautfäule bekämpfen kann“, sagt er. Allerdings wirke dieses Mittel nur „ein bisschen besser als Weihwasser“.
BBV Bericht vom Dienstag, 19. Oktober 2021 von Daniela Hartmann
Rheder Landwirte bevorzugen weiterhin Wirtschaftswegeverband
Modell sei trotz Vertagung in Hamminkeln das gerechteste / Stadt stellt Alternativen vor
Rhede - Am Dienstagabend sollte es in Hamminkeln eigentlich so weit sein: Mit der Gründung eines Wirtschaftswegeverbandes hätte ein Finanzierungsmodell für die Sanierung der maroden Straßen im Außenbereich auf die Beine gestellt werden können.
Viele Wirtschaftswege haben eine Sanierung dringend nötig – wie hier die Straße Zum Venn, die kommendes Jahr überholt werden soll.
Die Versammlung wurde aber aus formalen Gründen kurzfristig abgesagt (das BBV berichtete). Wie die Nachbarstadt vorankommt, wird in Rhede aufmerksam beobachtet. Denn ein Konzept für die dringend nötige Sanierung der Wirtschaftswege liegt hier zwar schon seit März vergangenen Jahres vor, die Finanzierung ist aber immer noch ungeklärt.
„Es geht nur schleppend voran“, sagt Michael Garbert vom Landwirtschaftlichen Ortsverein Vardingholt. „Eigentlich zu langsam.“ Dabei gebe es einen enormen Investitionsstau, ergänzt Wilhelm Teklote, Ortsverbandsvorsitzender für Krommert, Büngern und Krechting. „Von Jahr zu Jahr geht mehr kaputt.“
Die Verwaltung hatte bereits im vergangenen Jahr zu einer Infoveranstaltung über die drei denkbaren Finanzierungsalternativen einladen wollen. „Aber dann kam Corona“, sagt der Beigeordnete Hubert Wewering. Da habe man solche Versammlungen nicht machen können. Anfang nächsten Jahres will die Stadt nun dazu einladen. „Das wird aber nicht die Eröffnungsveranstaltung zum Verband sein“, stellt Wewering klar. Es gehe zunächst darum, zu informieren und zu bewerten. Welches Finanzierungsmodell letztlich zum Tragen komme, sei „noch völlig offen“, so Wewering. Das müsse am Ende der Rat entscheiden.
Neben dem Wirtschaftswegeverband, in den alle Eigentümer im Außenbereich einzahlen, ist die Abrechnung jeder einzelnen Maßnahme nach dem Kommunalen Abgabengesetz (KAG) im Gespräch, oder eine Erhöhung der Grundsteuer A. „Bei jeder Möglichkeit gibt es welche, die mehr profitieren als andere“, sagt Teklote. Dennoch gebe es für ihn und die meisten seiner Berufskollegen keine Alternative zum Wirtschaftswegeverband. Der sei die gerechteste Lösung, findet der Landwirt. Dass die Gründung in Hamminkeln jetzt erst einmal vertagt wurde, „spornt uns nur an, noch mehr Aufklärungsarbeit zu leisten“.
Landwirte, deren Höfe an Kreis-, Landes- oder Bundesstraßen liegen (sogenannte „weiße Flecken“), müssten bei einer Abrechnung nach KAG nichts bezahlen, weil die Kommune ihre Straßen nicht saniert. Aber: „Es kann mir keiner erzählen, dass er nicht auch die kleinen Wege nutzt“, sagt Teklote. Es sei nur fair, wenn sich diese Eigentümer am Verband beteiligten, zumal ihre Straßen ja auch mit Steuermitteln unterhalten würden.
„Wir hätten gedacht, dass irgendwann auch der Wegeverband gegründet würde“, sagt Josef Tekotte vom Landwirtschaftlichen Ortsverein Vardingholt. Jetzt wo die Kredite günstig seien, sei es sinnvoll, endlich das Wegenetz instandzusetzen.
Bisher hatten sich die Grundstücksbesitzer im Außenbereich – im Gegensatz zu denen in der Stadt – nicht an den Kosten von Straßensanierungen beteiligen müssen. Allerdings wurde auch jahrelang nicht viel gemacht. Das habe unter anderem an den „schwierigen Haushaltszeiten 2008 bis 2016“ gelegen, sagt Wewering. Hätte man damals die Wirtschaftswege verbessert, „wäre das mit weiteren Steuererhöhungen verbunden gewesen“.
Seit Verabschiedung des Konzepts vor eineinhalb Jahren sei ja „nicht nichts passiert“, so der Beigeordnete. Der Bocholter Diek wurde saniert und ausgebaut, demnächst soll die Straße Zum Venn für 220.000 Euro aus städtischen Mitteln überholt werden. Insgesamt stünden 2022 rund 600.000 Euro für Ausbau und Unterhaltung der Wirtschaftswege im Haushaltsplan.
Die kurzfristige Absage der Versammlung in Hamminkeln habe ihn darin bestätigt, dass es „ganz gut war, keinen Schnellschuss zu machen“, sagt Wewering. Was den Verband angeht, gebe es noch viele rechtliche Fragestellungen, „die bis heute nicht geklärt sind“. Von 396 Kommunen in NRW habe das Modell deshalb bisher auch noch keine umgesetzt. Man beobachte deshalb genau, was in Gescher, Metelen und Hamminkeln passiere.
Hilfe wird im Katastrophengebiet immer noch dringend gebraucht
Rheder Landwirte räumen im Ahrtal mit auf
Rhede - Sechs Wochen nach der Flut sieht es im Ahrtal immer noch verheerend aus.
Überall liegen noch Hausrat und wertlos gewordene Möbel herum wie hier am Mittelzentrum in Ahrweiler. Die Landwirte versuchen, mit Treckern und Anhängern möglichst viel zu den Zwischendeponien zu bringen, wo mittlerweile auch sortiert wird.
Das mussten die Rheder Landwirte Wilhelm Teklote, Rainer Schluse und Markus Blömer feststellen, die jetzt mit vielen Berufskollegen zum Helfen im Katastrophengebiet waren. Das Krisenmanagement der Behörden sei mangelhaft, sagt Blömer. „Es ist erschreckend, wie das koordiniert ist.“ Die Bürokratie sei „null flexibel“.
Die Landwirte haben sich dem Puhlheimer Lohnunternehmer Markus Wipperfürth angeschlossen, der im Ahrtal seit Wochen ehrenamtliche Hilfe organisiert. Die Rheder schafften in erster Linie Schutt weg: Hausrat, Möbel, Aktenordner, kaputte Autos, sogar leere Särge. Fünf Trecker aus dem Kreis Borken sind permanent im Ahrtal und werden über WhatsApp-Gruppen immer wieder neu besetzt. Wilhelm Teklote hatte jetzt einen Schlepper von Vreden aus nach Ahrweiler gefahren. „Der schafft 55 km/h“, sagt er. Über sechs Stunden war Teklote unterwegs – zum Schluss auch auf Schnellstraßen. „Je näher man dorthin kommt, desto mehr wird geduldet“, sagt Markus Blömer. Einfach, weil es gar nicht anders geht, denn viele Straßen an den Flüssen sind einfach weggespült, über 60 Brücken von der Flut mitgerissen worden.
In den Straßen der vom Hochwasser betroffenen Städte liege noch alles voller Schutt und Müll, sagen die drei Landwirte. Und es kommt immer neues Material dazu. „Man kann fahren, wie oft man will, es hört nicht auf“, sagt Teklote. Wenn sie mit ihren Treckern, Baggern und Anhängern eine Straße gerade freigeräumt hatten, stand sie am nächsten Tag wieder voll. „Die Häuser sind ja noch nicht leer.“ Überall seien die Presslufthämmer zu hören. In vielen Gebäuden muss der Putz von den Wänden geklopft werden, sie standen oft bis zur ersten Etage im Wasser und sind noch immer feucht. „Wie soll es werden, wenn es kalt wird?“, fragt sich Rainer Schluse. Teilweise würden jetzt schon kleine Gastanks und mobile Hackschnitzelheizungen aufgestellt, weil klar sei, dass die Gasversorgung bis zum Winter nicht wieder stehen werde.
„Erstmal funktioniert man nur“, sagt Schluse. „Man fährt und fährt und realisiert erst später, was man da eigentlich macht“ – und was man erzählt bekommt: Die Schicksale vor allem derjenigen, die Angehörige verloren haben, gehen den Landwirten nah. Da ist zum Beispiel die 19-jährige Feuerwehrfrau, die ertrunken ist, weil der Hubschrauber, der Menschen vom Dach holte, nicht schnell genug wieder da war. Oder der Familienvater, der Frau und Kinder in seinem weggespülten Haus verlor. „Es war dunkel, die Leute haben Schreie gehört, und plötzlich war es still“, das sei ihnen öfter erzählt worden. Allein so etwas zu hören, sei schon belastend, „wie geht es da denen, die das erlebt haben?“, fragt sich Schluse. „Viele wollen reden und müssen reden“, ergänzt Teklote. Seelsorger würden vor Ort dringend gebraucht.
Die Atmosphäre in vielen Orten sei beklemmend. „Man sieht niemanden, es singt kein Vogel, keine Katze läuft herum, keine Kinder spielen“, sagt Markus Blömer. Viele hätten die Gegend verlassen und wollten nicht wiederkommen. Hilfe werde noch lange gebraucht, sind sich die Landwirte sicher. Sie sind Experten im Bewegen von Massen – „da macht uns keiner was vor“, sagt Blömer. Daher hätten sie sich irgendwie verpflichtet gefühlt, zu helfen. Aber wenn irgendwann mal alles weggeräumt ist, müsse der Aufbau anfangen, mit Elektrikern, Trockenbauern, Installateuren.
Die Gesellschaft müsse lernen, bei Katastrophen besser zu werden, findet Blömer. „Wir müssen das bisherige System infrage stellen, was Koordination, Effektivität und Schnelligkeit betrifft.“
Für Privatleute, die helfen wollen, haben zwei Unternehmer aus dem Ahrtal einen „Helfer-Shuttle“ eingerichtet. Busse bringen die Hilfswilligen dahin, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Infos: www.helfer-shuttle.de
BBV Bericht von Dienstag, 24. August 2021 von Carola Korff